Al Gurna soll weichen

Wie in Kairo bekannt wurde, wird an offiziellen Stellen von Ägyptologen Druck ausgeübt, größtmögliche Sorgfalt bei Ausgrabungen walten zu lassen. Im aktuellen Fall des Dorfes Al Gurna, dessen Einwohner komplett umgesiedelt wurden, weil sich unterhalb des Dorfes Gräber mit Artefakten und Schätzen befinden, bedeutet dies, dass die Vorsichtsmaßnahmen bei den Grabungen extrem verstärkt werden. 
In der Vergangenheit hatte man keine technischen Hilfsmittel, anhand derer Wissenschaftler herausfinden konnten, wo welche Schätze im Verborgenen liegen. So kam es öfter zu Zerstörungen wertvoller Einzelheiten. Die Fortschritte in der Entwicklung der Technik machen Entdeckungen vergrabener Monumente wesentlich einfacher, durch die genaue Ortung können Archäologen zielgerichteter graben, ohne dabei größere Schäden an den Artefakten zu riskieren. Wie schon vor längerer Zeit von Dr. Zahi Hawass, dem Leiter der Ägyptischen Altertumsverwaltung, zu hören war, vermutet man, dass bisher nur etwa 40% aller antiken Monumente in Ägypten freigelegt wurden. Daher wird man so schnell nicht aufhören mit der Suche nach Bauten und Gräbern.
Doch wurde gerade die Umsiedlungsaktion der Gurnawis sehr kritisch begutachtet. Das Hauptargument gegen die Umsiedlungsaktion Al Gurna´s lag darin, dass es gerade am Westufer gegenüber von Luxor schon zahlreiche freigelegte Nekropolen, Grabkammern und Monumente gibt, die eine weitere Ausgrabung unter der Maßgabe einer Wohnortverlegung nicht so dringend erscheinen ließen.
Presseberichten zufolge plant die Regierung schon seit längerer Zeit, die Nekropole Al Gurna auszugraben. Mit einer weiteren Besichtigungsattraktion will man eine Ägyptenreise für Touristen interessanter machen. Die Planung des Gouverneurs von Luxor, Samir Farag, reicht etwa bis ins Jahr 2030. Bis 2014 soll sich die Zahl der Touristen von ca. 9 Millionen jährlich auf 16 Millionen erhöhen. Entsprechende Maßnahmen sind in dieser Planung bereits vorhanden. Luxor soll umgestaltet werden, so dass Besucher unter anderem – wie einst die Pharaonen - den Prozessionsweg von Karnak zum Luxor-Tempel entlang wandern können.
Die etwa 10.000 Bewohner von Al Gurna, die mittlerweile in Al Taref wohnen, nahmen den Umzug mit gemischten Gefühlen auf. Al Taref wurde als Reihenhaussiedlung aus dem Boden gestampft und obwohl jetzt Strom und fließendes Wasser vorhanden sind, hatte die Aktion doch einige Nachteile. Nicht nur Wohnhäuser, gebaut aus Lehmziegeln, werden abgerissen. Die kleinen Geschäfte der Einzelhändler bekamen ebenfalls einen neuen Standort in Al Taref, was zu Einbußen im Tagesgeschäft führte. Und in den Betonbauten im neuen Ort staut sich die Hitze wesentlich stärker als in den alten Häusern.  Immer mehr junge Leute ziehen weg, weil sie hier keine Zukunft mehr sehen. Wen wundert das?

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Autor:
Dagobert Wiedamann
Kategorie:
Allgemein
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